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In einer Welt, in der ökologische Krisen und soziale Ungerechtigkeiten immer drängender werden, suchen viele Menschen nach Alternativen zum herrschenden Wirtschaftssystem. Eines dieser Alternativmodelle ist die Gemeinwohl-Ökonomie. Doch was verbirgt sich hinter diesem Konzept, das immer mehr Beachtung findet?

Die Gemeinwohl-Ökonomie, die in den 2000er Jahren von Christian Felber entwickelt wurde, stellt das Wohl von Mensch und Erde in den Mittelpunkt des Wirtschaftens. Sie basiert auf Prinzipien wie Solidarität, ökologischer Nachhaltigkeit, sozialer Gerechtigkeit und demokratischer Mitbestimmung. Doch was sind die Grundlagen dieses alternativen Wirtschaftsmodells? Welche Elemente und Konzepte sind für seine Umsetzung notwendig?

In diesem Artikel soll die Gemeinwohl-Ökonomie näher beleuchtet werden. Wir gehen den Gründen für ihre Entstehung nach, betrachten die wesentlichen Elemente und Konzepte und diskutieren ihre Bedeutung für ein nachhaltiges und gerechtes Wirtschaften. Tauchen Sie ein in die Welt der Gemeinwohl-Ökonomie und entdecken Sie, wie sie unser Wirtschaftssystem positiv verändern kann.

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Gemeinwohl-Ökonomie | kurz erklärt

Was ist die Gemeinwohl Ökonomie?

Die Gemeinwohl-Ökonomie ist ein alternatives Wirtschaftsmodell, das auf der Idee basiert, dass Wirtschaft und Unternehmen nicht nur nach finanziellem Gewinn streben, sondern auch einen positiven Beitrag zum Gemeinwohl leisten sollen. Entwickelt wurde das Konzept in den 2000er Jahren von Christian Felber, einem österreichischen Autor und Hochschullehrer, der eine Antwort auf die wachsenden sozialen und ökologischen Probleme unserer Zeit suchte. Im Gegensatz zu traditionellen Wirtschaftssystemen, die oft auf Wettbewerb und Gewinnmaximierung ausgerichtet sind, zielt die Gemeinwohl-Ökonomie darauf ab, das Wohlergehen von Mensch und Erde in den Mittelpunkt zu stellen.

Ein zentrales Konzept der Gemeinwohl-Ökonomie ist die Idee des Gemeinwohls als oberstes Ziel wirtschaftlichen Handelns. Das bedeutet, dass Unternehmen nicht nur ihren finanziellen Gewinn maximieren sollen, sondern auch die Auswirkungen ihrer Entscheidungen und Handlungen auf Gesellschaft und Umwelt berücksichtigen müssen. Dazu gehören Fragen der sozialen Gerechtigkeit, der ökologischen Nachhaltigkeit, der demokratischen Teilhabe und der Solidarität.

Ein weiterer wichtiger Aspekt der Gemeinwohl-Ökonomie ist die Betonung von Werten wie Vertrauen, Kooperation und Fairness. Unternehmen, die nach den Prinzipien der Gemeinwohl-Ökonomie arbeiten, streben danach, gute Arbeitsbedingungen für ihre Mitarbeiter zu schaffen, faire Löhne zu zahlen, umweltfreundliche Produkte herzustellen und transparente Geschäftspraktiken zu pflegen. Sie verstehen sich nicht nur als Wirtschaftsakteure, sondern als Teil einer größeren Gemeinschaft, deren Wohl und Wohlstand sie fördern wollen.

Insgesamt kann die Gemeinwohl-Ökonomie als Vision für eine gerechtere und nachhaltigere Wirtschaft verstanden werden. Sie fordert ein Umdenken in den Grundannahmen und Prinzipien, die unserer Wirtschaft zugrunde liegen und bietet eine Alternative zu einem rein profitorientierten Wirtschaftsmodell. In den folgenden Abschnitten wird näher auf die Gründe für die Entstehung der Gemeinwohl-Ökonomie und ihre praktische Umsetzung eingegangen.

Warum Gemeinwohl Ökonomie?

Die Gemeinwohl-Ökonomie entstand als Antwort auf eine Vielzahl globaler Herausforderungen, die durch das bestehende Wirtschaftssystem verschärft werden. Einer der Hauptgründe für die Entstehung dieses alternativen Wirtschaftsmodells ist die dringende Notwendigkeit, auf Umweltprobleme zu reagieren. Der Klimawandel, die Zerstörung von Ökosystemen und der Verlust der biologischen Vielfalt sind nur einige Beispiele für ökologische Krisen, die durch die rücksichtslose Ausbeutung natürlicher Ressourcen und den ungebremsten Ausstoß von Treibhausgasen verursacht werden. Die Gemeinwohl-Ökonomie argumentiert, dass ein Wirtschaftssystem, das das Gemeinwohl in den Mittelpunkt stellt, notwendig ist, um diesen Herausforderungen zu begegnen und eine nachhaltige Zukunft für kommende Generationen zu sichern.

Ein weiterer wichtiger Grund für die Gemeinwohl-Ökonomie ist die zunehmende soziale Ungleichheit in vielen Gesellschaften. Während einige wenige von den Vorteilen des Wirtschaftswachstums profitieren, bleiben viele Menschen und Gemeinschaften ohne Zugang zu den grundlegenden Ressourcen und Chancen, die sie für ein menschenwürdiges Leben benötigen. Die Gemeinwohl-Ökonomie argumentiert, dass ein gerechtes Wirtschaftssystem den Wohlstand nicht nur für einige wenige, sondern für alle fördern muss. Dazu gehören faire Löhne, menschenwürdige Arbeitsbedingungen, Zugang zu Bildung und Gesundheitsversorgung sowie Teilhabe an wirtschaftlichen Entscheidungsprozessen.

Ein weiterer Grund für die Gemeinwohl-Ökonomie ist die Betonung des Gemeinwohls als oberstes Ziel wirtschaftlichen Handelns. Das bestehende Wirtschaftssystem ist oft auf Gewinnmaximierung ausgerichtet, ohne Rücksicht auf soziale und ökologische Kosten. Die Gemeinwohl-Ökonomie argumentiert dagegen, dass der Wert eines Unternehmens nicht nur an seinen finanziellen Kennzahlen gemessen werden sollte, sondern auch an seinem Beitrag zum Gemeinwohl. Unternehmen, die nach den Prinzipien der Gemeinwohl-Ökonomie arbeiten, wollen nicht nur Gewinne erzielen, sondern auch einen positiven Beitrag für Gesellschaft und Umwelt leisten.

Insgesamt gibt es viele Gründe für die Entstehung der Gemeinwohl-Ökonomie, von der Notwendigkeit, auf ökologische Herausforderungen zu reagieren, über die Bekämpfung sozialer Ungleichheiten bis hin zur Betonung des Gemeinwohls als oberstes Ziel wirtschaftlichen Handelns. Wie diese Gründe die Entwicklung der Gemeinwohl-Ökonomie beeinflusst haben und welche Konzepte und Bausteine sie umfasst, soll in den folgenden Abschnitten näher beleuchtet werden.

Was sind die Konzepte hinter der Gemeinwohl-Ökonomie?

Die Gemeinwohl-Ökonomie basiert auf einer Reihe von Grundkonzepten, die ihre Vision einer gerechteren und nachhaltigeren Wirtschaft prägen.

Ein zentrales Konzept ist die Idee einer wertebasierten Wirtschaft. Die Gemeinwohl-Ökonomie betont die Bedeutung von Werten wie Solidarität, Gerechtigkeit, Nachhaltigkeit und demokratische Teilhabe in allen wirtschaftlichen Aktivitäten. Unternehmen, die nach den Prinzipien der Gemeinwohl-Ökonomie arbeiten, streben nicht nur nach finanziellem Gewinn, sondern leisten auch einen positiven Beitrag für Gesellschaft und Umwelt.

Ein weiteres wichtiges Konzept ist die Gemeinwohldemokratie. Die Gemeinwohl-Ökonomie fordert eine demokratische Teilhabe an wirtschaftlichen Entscheidungsprozessen sowohl auf betrieblicher als auch auf gesellschaftlicher Ebene. Das bedeutet, dass alle Stakeholder, also Mitarbeiter, Kunden, Lieferanten und Kommunen, an Entscheidungen, die ihr Leben und ihre Zukunft betreffen, beteiligt werden. Durch mehr demokratische Teilhabe soll sichergestellt werden, dass wirtschaftliche Entscheidungen im Interesse aller Beteiligten getroffen werden.

Ein weiteres Konzept der Gemeinwohl-Ökonomie sind die Gemeinwohl-Gemeinschaften. Ziel der Gemeinwohl-Ökonomie ist es, lokale Gemeinschaften zu stärken und solidarische Netzwerke und Kooperationen aufzubauen. Durch den Aufbau vertrauensvoller Beziehungen und gegenseitiger Unterstützung sollen Gemeinschaften gestärkt und widerstandsfähiger gegenüber äußeren Einflüssen gemacht werden. Dies kann dazu beitragen, soziale Bindungen zu stärken, soziale Isolation abzubauen und ein Gefühl der Zugehörigkeit und Verbundenheit zu fördern.

Was sind essentielle Elemente der Gemeinwohl-Ökonomie?

Ein zentrales Element der Gemeinwohl-Ökonomie ist die Gemeinwohl-Bilanz. Diese Bilanzierungsmethode ermöglicht es Unternehmen, ihre sozialen und ökologischen Auswirkungen anhand eines definierten Kriterienkatalogs zu bewerten. Der Kriterienkatalog wird Gemeinwohl-Matrix genannt. Dabei werden nicht nur finanzielle Kennzahlen berücksichtigt, sondern auch Faktoren wie der Umgang mit Mitarbeitern, Lieferanten und Kunden, der Schutz der Umwelt und die gesellschaftliche Verantwortung des Unternehmens. Die Gemeinwohl-Bilanz dient als Instrument zur Selbstreflexion und zur Identifikation von Stärken und Schwächen in Bezug auf das Gemeinwohl.

Ein weiteres Element der Gemeinwohl-Ökonomie ist die Solidarische Ökonomie. Diese Wirtschaftsform basiert auf Prinzipien wie Kooperation, gegenseitiger Unterstützung und gemeinsamer Verantwortung. Solidarische Unternehmen und Organisationen streben danach, nicht nur ihre eigenen Interessen zu verfolgen, sondern auch die Interessen anderer zu berücksichtigen und zum Wohl der Gemeinschaft beizutragen. Solidarische Ökonomie kann verschiedene Formen annehmen, von Genossenschaften und Selbsthilfegruppen bis hin zu Gemeinschaftsprojekten und Netzwerken.

Eine wichtige Rolle spielt auch das Gemeinwohl-Produkt. Anders als das Bruttoinlandsprodukt (BIP) misst es nicht nur den finanziellen Erfolg, sondern auch den sozialen und ökologischen Nutzen. So könnten in Zukunft Bereiche wie Armut, Biodiversität, Vertrauen und Sicherheit, Gesundheit und gute Bildung oder Klimaneutralität in das Gemeinwohlprodukt einfließen.

Welcher Kritik und welchen Herausforderungen muss sich die Gemeinwohl Ökonomie stellen?

Trotz der vielversprechenden Vision und der positiven Ansätze sieht sich die Gemeinwohl-Ökonomie auch mit verschiedenen Kritikpunkten und Herausforderungen konfrontiert.

Einer der Hauptkritikpunkte betrifft die Frage der Umsetzbarkeit. Einige Skeptiker argumentieren, dass die Ideen der Gemeinwohl-Ökonomie zu idealistisch und in der realen Welt nicht umsetzbar seien. Sie weisen darauf hin, dass Unternehmen in erster Linie ihren Anteilseignern gegenüber verpflichtet sind, Gewinne zu erwirtschaften, und dass es schwierig sein könnte, sie davon zu überzeugen, ihre Prioritäten zugunsten des Gemeinwohls zu ändern.

Ein weiterer Kritikpunkt betrifft die Frage der wirtschaftlichen Effizienz. Es wird argumentiert, dass die Verfolgung sozialer und ökologischer Ziele die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit eines Unternehmens beeinträchtigen könnte. Es wird befürchtet, dass Unternehmen, die sich an den Prinzipien der Gemeinwohl-Ökonomie orientieren, im Wettbewerb benachteiligt werden und letztlich scheitern könnten.

Darüber hinaus gibt es auch Bedenken hinsichtlich der Wettbewerbsfähigkeit. Einige Unternehmen könnten zögern, sich an den Prinzipien der Gemeinwohl-Ökonomie zu orientieren, weil sie befürchten, gegenüber Konkurrenten, die sich nicht an den Prinzipien der Gemeinwohl-Ökonomie orientieren, an Wettbewerbsfähigkeit zu verlieren. Dies könnte dazu führen, dass Unternehmen, die sich dem Gemeinwohl verpflichtet fühlen, Wettbewerbsnachteile erleiden und letztlich vom Markt verdrängt werden.

Ein weiteres Argument betrifft die persönliche Freiheit. Einige Kritiker argumentieren, dass die Gemeinwohl-Ökonomie zu stark in die individuellen Entscheidungen von Unternehmen und Bürgern eingreift und deren persönliche Freiheit einschränkt. Sie befürchten, dass eine zu starke Verpflichtung auf das Gemeinwohl zu einem Verlust an individueller Autonomie führt.

Trotz dieser Kritik gibt es auch zahlreiche Befürworter der Gemeinwohl-Ökonomie, die argumentieren, dass die Gemeinwohl-Ökonomie eine wichtige Alternative zu bestehenden Wirtschaftsmodellen darstellt und einen Beitrag zur Schaffung einer gerechteren und nachhaltigeren Gesellschaft leisten kann. Wie die Gemeinwohl-Ökonomie mit diesen Herausforderungen umgeht und wie sie sich weiterentwickeln kann, um ihr volles Potenzial zu entfalten, soll im Folgenden näher beleuchtet werden.

Wie kann man eine erste Gemeinwohl Bewertung erlangen?

Die Erstellung einer Gemeinwohl-Bilanz erfordert nicht wenig Zeit und Raum zum Nachdenken. Möchte man nicht gleich mit einer ausführlichen Gemeinwohl-Bilanz starten, kann man sich einen ersten Überblick mit Hilfe eines Schnelltest verschaffen. Der Schnelltest für Unternehmen ermöglicht in ca. 30 Minuten sich zusammen mit ein paar Kollegen oder auch allein einen ersten Überblick darüber zu verschaffen, was bei der Gemeinwohl-Bilanz relevant ist und wie das eigene Unternehmen zur Zeit im Hinblick auf die Gemeinwohl-Ökonomie Prinzipien arbeitet.

Fazit

Die Gemeinwohl-Ökonomie bietet ein inspirierendes und alternatives Modell für nachhaltiges und gerechtes Wirtschaften. Durch die Fokussierung auf das Gemeinwohl und die Integration sozialer und ökologischer Aspekte strebt sie eine umfassende Transformation unseres Wirtschaftssystems an. Trotz einiger Herausforderungen ist die Gemeinwohl-Ökonomie ein wichtiger Schritt auf dem Weg zu einer nachhaltigen Wirtschaft, die das Wohlergehen von Mensch und Planet gleichermaßen berücksichtigt.

Bildquellen:

Sebastian Krebs

Die Zukunft der Arbeit orientiert sich an den persönlichen Bedürfnissen und Potenzialen der Menschen und ist dem Gemeinwohl im Dreiklang von Ökonomie, Ökologie und Sozialem verpflichtet. Ich möchte den Menschen Inspiration, Wissen und Hilfestellung geben, damit sie selbstwirksam Unternehmen gestalten können, die an diese Zukunft der Arbeit glauben.

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